Die Jahresbilanz in Österreich zeigt auf, dass fast 37% aller Ehen geschieden werden – 87,1% davon „einvernehmlich“. Bedeutet „einvernehmlich“ aber auch „für beide zufriedenstellend“?
Scheiden tut weh.
Die größte Herausforderung einer einvernehmlichen Scheidung sind fast immer die damit verbundenen Emotionen. Denn am Höhepunkt des Konfliktes sollen Ehepartner, die sich eigentlich nicht mehr sehen wollen, gemeinsam an einem Tisch „sitzen“ und einvernehmlich alle Lebensbereiche regeln. Dabei geht es in erster Linie um die Aufteilung des Vermögens und der Schulden, Ehegatten- und Kindesunterhalt, Obsorge und Kontaktrechte zu den Kindern.
Loslassen braucht Zeit.
Die Ehepartner befinden sich oftmals in unterschiedlichen Trennungsphasen und haben große Schwierigkeiten einander zu begegnen. Emotionen spielen sich zwischen Schock, Trauer und Wut ab und erreichen in einer späten Phase Akzeptanz und Loslassen. Bis dahin ist es meist ein weiter Weg – wo auch die Mediation ansetzen und helfen kann.
Reden hilft.
Der Teil, der sich in einer weiter fortgeschrittenen Trennungsphase befindet, wünscht meist eine zügige und rein sachbezogene Abhandlung der Themenkomplexe, wozu der andere oft noch nicht in der Lage ist, da noch die Verarbeitung der Trennung im Vordergrund steht. Die Mediation bietet hier Raum für Emotionen und Bedürfnisse, die den Eheleuten wichtig sind.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit losgelöst von den rechtlichen Vorgaben, Rechten und Pflichten ganz individuelle Vereinbarungen zu erzielen, die für die jeweilige Lebenssituation zugeschnitten sind.
Der Kampf lohnt sich.
Oft kann es im Vorfeld einer Scheidung Sinn machen, in einer Mediation die Positionen zu klären, um für alle Beteiligten das Bestmögliche zu erzielen. In der Praxis zeigt sich, dass Paare mit Vereinbarungen, die sie selbst erarbeitet haben, zufriedener sind und diese besser eingehalten werden als solche, die von einem Dritten (zB dem Gericht) entschieden wurden.